Gartenführer
Mit seiner Gründung im Jahr 1593 gehört der Botanische Garten der Universität Heidelberg zu den ältesten Botanischen Gärten überhaupt. Auf Betreiben des Medizinprofessors Heinrich Smetius wurde er als Medizinalgarten in der Nähe des bekannten Heidelberger Schlosses angelegt. Nach sechs Umzügen wurde der jetzige Garten 1915 eröffnet. Die Pflanzenbestände im Gewächshausbereich gingen jedoch im Jahr 1945 durch Bombeneinschläge verloren. Danach, insbesondere von 1960 bis 1982 unter dem Direktorat von Werner Rauh, wurden die Sammlungen stark ausgebaut. Auf seine zahlreichen Expeditionen gehen viele der historischen Kollektionen von Bromelien, tropischen Orchideen, Sukkulenten und xerophytischen – d.h. an extreme Trockenheit angepasste – Pflanzen aus Madagaskar zurück, die nach wie vor die Schwerpunktsammlungen des Gartens bilden. Heute werden Vertreter von etwa 5.000 Pflanzenarten kultiviert. Der Garten spielt eine wichtige Rolle in Wissenschaft, akademischer Ausbildung, Naturschutz, öffentlicher Bildungsarbeit und Bewusstseinsbildung über die zentrale Bedeutung von Pflanzen für alle Bereiche unseres Seins.
... hier aber unbedigt den Pflanzenjäger in Anführung, gleichsam als Fachbegriff, wieder einbauen, sein Nachruf von Prof. Barthlott (Bonn, Rauhschüler) hatte das sogar als Überschrift
... (Lebend)kollektion ist nur ein anderes Wort (Lebend)sammlungen (living collections) , ... um nicht immer Sammlung zu sagen, ... und natürlich sollte eine Sammlungen doch immer für einen bestimmten Zweck zusamengestellte Auswahl sein.
Infobox
Gewächshäuser: ca. 4.000 m2 | Öffentliche Gewächshäuser: ca. 2.000 m2 | Freiland: ca. 3 ha
Gärtnerische Versorgung: 365 Tage im Jahr, 14 Stellen
Schauhäuser
Der Zugang zu den Schauhäusern erfolgt über den westlichen Pavillon der Hauptachse des historischen Gewächshauskomplexes. Von dort gelangt man zunächst in das Farnhaus.
Freiland
Ostasien & FarnschluchtGeobotanik
Hinter den Kulissen
Ein großer Teil unserer Arbeit und Aktivitäten ist allgemein eher unbekannt, noch für Gartenbesucher~innen oder Teilnehmende von öffentlichen Veranstaltungen und Bildungsprogramme sichtbar: Botanische Gärten als wissenschaftliche Institutionen, die Forschung mit Ressourcen unterstützen, halten akribisch dokumentierte Pflanzensammlungen. Ein substanzielles Arbeitspensum ist dabei die kuratorische Datenbankpflege für etwa 12000 Akzessionen und die Bewahrung der Integrität der Sammlungen. Ein Großteil unser Kollektionen ist nicht öffentlich zugänglich, aber regelmäßig ein Ziel für Arbeitsbesuche von internationalen Wissenschaftler~innen, denen Untersuchungsmaterial, aber auch Daten, Informationen und Bilder aus unseren Archiven für externe Forschungsprojekte zur Verfügung gestellt werden. Natürlich unterstützen wir auch hiesige Forscher~innen mit Pflanzenmaterial und gärtnerischer Expertise. Ein Service des Gartens für die Kultur von Forschungspflanzen kümmert sich jedes Jahr um tausende von individuelle Pflanzen für ein breites Spektrum von Forschungsprojekten. Darüber hinaus engagieren wir uns innerhalb eines nationalen Netzwerks für Artenschutz in umfangreichen Erhaltungskulturen und Wiederausbringungen, wie etwa für bedrohte Populationen der Pfingst-Nelke von der Schwäbischen Alb. Ebenfalls ein Teil des unsichtbaren Gartens ist das angegliederte, international akkreditierte Herbarium HEID mit etwa 350.000 weiteren Exemplaren. Der Garten ist bedeutend für die akademische Ausbildung: Lehrveranstaltungen finden direkt in den Sammlungen statt, jedes Jahr arbeiten hunderte von Studierenden in Praktika mit Pflanzenmaterial aus dem Garten und Abschlussarbeiten mit Gartenbezug werden vorgelegt. Exzellente Gärter~innen sind Voraussetzung für den Erhalt von wissenschaftlichen Pflanzensammlungen; auch deshalb sind wir sehr engagiert in der gärtnerischen Berufsausbildung. Die Integration all unser diversen Aktivitäten erfordert ein hohes Maß administrativer, organisatorischer und technischer Bemühungen, ... und eine Leidenschaft für Pflanzen. [Photo Herbarium Alkoholpräparate, Dianthus-Erhaltungskultur]