Bromelien
Auf dem Weg zum Victoriahaus kann man einen Teil der Bromeliensammlung betrachten. Die Bromeliengewächse – benannt nach dem Schwedischen Mediziner und Botaniker Olaus Bromelius (1639–1707) – beinhalten über 3500 Arten, die mit einer einzigen Ausnahme (tropisches Westafrika) in den (sub-)tropischen Amerikas beheimatet sind.

Es handelt sich um rosettenbildende Pflanzen, die oft in der Lage sind, Wasser in »Tanks« zu speichern, die durch ihre dicht überlappenden Blattbasen gebildet werden. Terrestrische Arten, wie die Ananas (Ananas comosus), wurzeln im Boden. Die meisten Bromelien sind jedoch Epiphyten (Aufsitzerpflanzen), wie nahezu alle etwa 550 Tillandsia-Arten. Daneben gibt es auch Bromelien, die direkt auf Gestein wachsen (Lithophyten). Die beiden letztgenannten Typen nehmen Wasser und Nährstoffe über kleine Strukturen auf, die sich auf der Blattoberfläche befinden. Diese sogenannten Trichome sind für das gräuliche, manchmal auch weißlich oder silbrige Aussehen von vielen der hier aufgehängten Luftpflanzen verantwortlich. Unter den Bromelien gibt es auch wüstenbewohnende, sukkulente Vertreter, die allerdings an einer anderen Stelle im Garten untergebracht sind.

Die exzentrischste Bromelie ist vielleicht das epiphytische Louisianamoos (Tillandsia usneoides). Anstatt eine Rosette auszubilden sind hier die Abschnitte des feinen Sprosses, die keine Blätter tragen – hier dünn und lockig – viel länger als bei anderen Bromelienarten.Die Blätter sind heir dünn und lockig. Aufgrund dieses einzigartigen Aussehens ist die Zugehörigkeit zur Familie der Bromeliengewächse nicht offensichtlich. Interessanterweise sehen aber sehr junge Stadien der Keimlinge aus wie der »normale« Rosettentyp und es werden sogar kurzlebige Wurzeln gebildet; ein Beispiel, bei dem die individuelle Entwicklung eines Organismus seine evolutionäre Geschichte rekapituliert. Aufgrund von morphologischen Blüten-, Frucht und Samenmerkmalen wurden die Bromeliengewächse traditionellerweise in drei Unterfamilien untergliedert. Neuere Ergebnisse auf der Basis von DNA-Untersuchungen sprechen allerdings stark für acht größere evolutionäre Linien. Viele Exemplare, die in solchen molekularen Untersuchungen analysiert wurden, stammen aus unserer Sammlung.