System
Die meisten Botanischen Gärten – insbesondere universitäre – haben einen Systemgarten, in dem Pflanzen nach Ihrer evolutionären Verwandtschaft angeordnet sind: »Je näher sich zwei Beete sind, desto näher ist ihre Verwandtschaft«. Weil die moderne Systematik strikt Darwins Paradigma folgt, dass eine »wahre« Klassifikation nur auf Abstammung basieren soll, sind Systemgärten gleichsam lebende Darstellungen aktueller Pflanzenklassifikation. Zusätzlich zu traditionell verwendeten Merkmalen, wie der Morphologie von Blüten, haben Systematiker in den letzten Jahrzehnten auch intensiv die genetische Zusammensetzung von Pflanzen untersucht, um Verwandtschaften zu (re)analysieren. Diese modernen Methoden haben viele traditionelle Sichtweisen bestätigt, führten aber auch zur Aufstellung neuer Familien, Umbenennungen von Familien und bei einigen Arten auch zu Familienwechseln. Manchmal sind auch Umpflanzungen innerhalb systematischer Anlage nötig, um dem aktuellen Stand der Forschung zu entsprechen. Neben Vertretern aus etwa 90 Familien der Blütenpflanzen (Bedecktsamer), sind auch die verbleibenden Landpflanzengruppen – Nacktsamer, Farngewächse, Moose – repräsentiert und somit insgesamt gleichsam 475 Mio. Jahre Evolution dargestellt. Trotz seines akademischen Hintergrunds ist unser Systemgarten aber auch ein attraktiver Ort der Erholung mit eindrucksvollen Froschkonzerten in seinen Teichen im Frühsommer.