Victoriahaus
Der Name dieses Gewächshauses hat einen Bezug zur britischen Königin des 19. Jahrhunderts. Während ihrer Regierungszeit gelang es britischen Gärtnern erstmals, die nach ihr benannte Amazonas-Riesenseerose (Victoria amazonica) zu kultivieren, deren Schwimmblätter einen Durchmesser von bis 3 m erreichen können. In der Folge wollten viele europäische Botanische Gärten gleichsam mithalten und richteten dieser Pflanze, eigens gewidmete Gewächshäuser, mit zur Kultur nötigen heizbaren Wasserbecken, ein. Unsere Ausstellung von Riesenseerosen kann sich ändern. In manchen Jahren zeigen wir die ähnliche, aber etwas einfacher handhabbare, Victoria cruziana oder auch eine Kreuzung beider Arten.

Im zentralen Becken des Victoriahauses findet sich zudem einen Bestand mit Mangroven – Bäume tropischer Küsten, die an Extrembedingungen im Einflussbereich der Gezeiten angepasst sind. Besonders typische Anpassungen gibt es hier bei den Wurzeln, wie die Ausbildung von Luft- oder Stelzwurzeln. In den Becken im Randbereich des Victoariahauses finden sich – geordnet nach geographischer Herkunft – eine Reihe weiterer tropischer Wasser- und Sumpfpflanzen. Darunter auch die Reispflanze (Oryza sativa), die seit mindestens 5000 Jahre kultiviert wird und von man annimmt, dass sie mehr Menschen ernährt als jedes andere Lebensmittel.

Im Victoriahaus befinden sich auch einige kletternde Pfeifenblumen aus Zentral- und Südamerika mit interessanten Fallenblumen, die Fliegen täuschen: Die großen Blüten von Aristolochia gigantea werden vor allem durch Fliegen bestäubt. Angelockt durch einen widerlichen Geruch, der Aas zur Eiablage vortäuscht, gelangen Fliegen in die Blüte, die im Inneren Reusenhaare aufweist, die Eintritt, aber keinen Austritt gewähren. Während der zeitweiligen Gefangenschaft erfolgt eine Bestäubung durch Pollen einer vorher besuchten Blüte und die Fliege wird gleichzeitig mit neuem Pollen beladen. Nach einiger Zeit welken die Haare, die Fliege kann entkommen und weitere Blüten besuchen. Aristolochia arborea ist – wie der wissenschaftliche Name impliziert – ein kleiner Baum, der in seinen Blüten am Eingang der Falle eine Pilzattrappe ausbildet. Angelockte Pilzmücken, die ihre Eier auf bestimmten Pilze ablegen, werden gefangen mit Pollen beladen und wieder freigelassen um eine andere Blüte zu bestäuben. Den Sommer verbringen die meisten unserer Tillandsien im Freien, in einem nichtöffentlichen Teil des Gartens auf speziell angefertigten Gestellen. Etwa 1000 dieser Pflanzen sind dann in den kühlen Jahreszeiten direkt unter dem Dach des Victoriahaus untergebracht.